Über Krankheit

Hier soll es einmal nicht darum gehen, wie optimiere ich meinen Gesundheitszustand oder allgemein, was ist gesund, wie kann ich gesund leben, sondern um die Frage, wie kann ich krank leben ? Das ist natürlich eine etwas seltsame Frage, aber ich meine sie ernst.

Wie kann ich krank leben ?

Krankheit und Leben werden selten zusammen gesehen, sie scheinen einander eher auszuschließen. Da passen schon eher Gesundheit und (blühendes) Leben zusammen oder als Gegensatzpaar auch Krankheit und Gesundheit, vom dem natürlich die Gesundheit das erstrebenswerte Ziel ist und die Krankheit um jeden Preis vermieden werden muß.

Dabei sind Krankheit und Gesundheit nur zwei Seiten einer Medaille, die Leben heißt.

Sowohl Gesundheit wie auch Krankheit gehören zum Leben dazu.

Sie sind „qualitative Zustandsbeschreibungen des Lebens“.

Und das Leben bildet die Mittelachse und den Mittelpunkt beider Daseinszustände und aller möglichen Lebensformen zwischen diesen beiden Polen.

Also nicht „Hauptsache gesund“, sondern „Hauptsache leben“!

Aber wie kann ich krank leben?

Wie ich gesund leben kann, kann ich überall nachlesen, Hinweise und Ratschläge finden, immer neue Ideen und Erkenntnisse werden verbreitet. Und sie vermitteln leicht den Eindruck, wer krank ist, ist selber schuld. Hat nicht genug getan für seine Gesundheit.

Aber Krankheit ist keine Schuldfrage, ebenso wenig wie das Leben eine Schuldfrage ist.

Sicher, man kann einiges tun, um sich gut zu ernähren, beweglich zu sein, sich wohlzufühlen in seiner Haut – und das ist auch gut so.

Aber man kann damit keinerlei Versicherung für ein Leben ohne Krankheit abschließen.

Krankheit bricht ungefragt und ungewollt ins Leben ein, bringt es durcheinander und fordert uns so heraus.

Krankheit zeigt uns, daß das Leben nicht immer geradlinig verläuft.

„Leben ist das, was passiert, während ich Pläne mache.“

(J. Lennon)

Und auch Krankheit ist Leben.

Krankheit setzt eine Grenze, hier geht es nicht wie gewohnt weiter.

Und wie immer im Leben: an den Grenzen, die uns gesetzt werden, können wir wachsen. Indem wir die Fragen, die kommen, warum ich, warum jetzt, warum überhaupt nicht beiseite schieben, sondern ernst nehmen und nach Antworten suchen.

„Krankheit ist nicht die rückwärtsgewandte Anfrage nach dem was hätte besser laufen können, es ist die vorwärtsgewandte Anfrage nach dem, was änderbar, wünschenswert, beizubehalten ist.“

Wie kann ich krank leben meint neben allem Tun, was die Krankheit direkt betrifft, auch die Herausforderung, auf das eigene Leben zu schauen, es an manchen Stellen vielleicht neu oder anders zu gestalten und die eigenen Bedürfnisse möglicherweise ernster zu nehmen, ihnen mehr Raum zu verschaffen. Kurz gesagt: Am eigenen Leben zu arbeiten.

 

„Krankheit ist die Nötigung, sich mit sich selbst zu beschäftigen.“

A. Keil

Krank leben beinhaltet auch, allen Ärger und Unmut über diese Nötigung, wahr- und anzunehmen und konstruktiv für die Arbeit am eigenen Leben zu nutzen.

Diese Arbeit ist wie jedes Leben und die jeweilige Krankheit absolut individuell und subjektiv. Es gibt keine vorgefertigten Antworten, Richtlinien oder Ähnliches.

Krank leben ist subjektiv, wertvoll und kann Erstaunliches hervorbringen.

Meine Gedanken zum Thema Krankheit wurden angeregt durch einen Vortrag und zwei Bücher von Annelie Keil:

  • Auf brüchigem Boden Land gewinnen, Kösel-Verlag
  • Wenn die Organe ihr Schweigen brechen und die Seele streikt, Scorpio-Verlag

Zum Weiterlesen empfohlen.

Das Thema „Gesundheit – Leben – Krankheit“ werde ich sicher noch häufiger in meinem Blog aufgreifen. Ich freue mich über Anregungen und Meinungen dazu.

 

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